Donnerstag, 14. April 2011

Das grüne Red Center und neue Rekorde

Nach dem Motto „und wehe wenn sie losgelassen“ stellen wir kurz nach Coober Pedy einen neuen Rekord auf. Der Tag startet (wie für uns gewöhnlich) erst nach einem gemütlichem Frühstück gegen 9:30 Uhr. Doch Dank gutem Rückenwind erreichen wir bereits kurz nach dem Mittag unser Tagesziel. Wir fühlen uns fit und beschliessen weiterzuradeln. Was zuerst nur eine irrwitzige Idee scheint, setzen wir schliesslich in die Tat um und fahren das erste - und wahrscheinlich auch letzte - Mal auf unserer Reise 200 km an einem Tag. Umso schöner, dass wir abends auf der Rest Area auf Tom & Ashley (von William Creek) treffen und mit ihnen auf diesen Tag anstossen können!


Mit gutem Wind geht es weiter auf dem Stuart Highway. Dies ist die Hauptverkehrsachse zwischen Adelaide und Darwin und wird auch von den berühmt-berüchtigten Road Trains genutzt. Obwohl wir immer wieder vor diesen riesigen Lastern (bis zu 54 m lang) gewarnt werden, können wir bisher nur ein grosses Lob aussprechen. Die Fahrer überholen uns meist mit grossem Abstand und winken oder hupen freundlich.

Grössenvergleich

200 km vor Alice Springs zweigen wir dann jedoch in Richtung Westen ab und machen uns auf den Weg zum Uluru – dem Touristenmagnet schlechthin. Der Wind bleibt uns weiterhin positiv gesinnt und so läuft das Radeln fast von selbst... Sowohl „Uluru“ als auch „Kata Tjuta“ liegen in einem Nationalpark, wo das Campieren untersagt ist. Somit lassen wir unser Zelt auf dem Camping vor dem Nationalpark einmal für einige Tage stehen und erkunden diese beiden Sehenswürdigkeiten in Tagesausflügen. Wir befinden uns zwar nun offiziell im „Red Center“, doch der landschaftliche Hauptfarbton bleibt, neben den roten Steinformationen selbst, weiterhin grün.

Kata Tjuta

Uluru by Sunset

Das Rad wieder bepackt, müssen wir 130 km auf selber Strasse zurückfahren, was nun bei Gegenwind deutlich weniger Spass macht...

Am Kings Canyon unternehmen wir eine wunderschöne Wanderung. Das rote Gestein fällt in spektakulären Klippen ab oder türmt sich in beeindruckenden „Domes“. Für uns ein Highlight im Red Center.

Kings Canyon

Der „Mereenie Loop“ ist die kürzeste Strecke nach Alice Springs. Dies ist jedoch eine unbefestigte Strasse, welche momentan nur für 4x4 freigegeben ist. Etwas gebrandmarkt nach der letzten Erfahrung, erkunden wir uns diesmal besonders nach dem Wetter. Es wird Sonnenschein pur prognostiziert und so wagen wir uns nach 12 Tagen Asphalt wieder auf Schotter...

Hier finden wir dann auch endlich den roten Sand – und zwar auf der Strasse! Vor uns liegen 220 km Wildnis, davon 160 km Sand, Wellblechpiste oder grober Schotter. Die Strassenverhältnisse sind bestimmt nicht für Tourenradler mit Gepäck (und ungefederte Räder) gemacht, doch wir zeigen uns tapfer. Am ersten Tag starten wir Minuten nach Sonnenaufgang. Die Strasse ist glücklicherweise schwach befahren und so können wir die ganze Breite in der Suche nach der besten Spur nutzen. Wir holpern, schlittern und stossen; unsere Fahrtechnik wird geprüft und verbessert. Wir kommen zwar nur gemächlich vorwärts, doch am Ende des Tages schauen wir doch stolz auf unsere Kilometer-Zähler: 131 km bzw. 9 Stunden und 54 Minuten im Sattel – der längste Tag! Als wir am folgenden Tag dann nach einigen Stunden wieder auf Asphalt treffen, sind vor allem unsere Hinterteile ziemlich froh.... :-)

Mereenie Loop

Dingo zeigt den Weg

Wir sind einmal mehr von unseren Rädern begeistert, diese machen nämlich auch diesen Ausflug ohne Muttern mit (was man von uns nicht immer behaupten kann..!).

Die Natur auf diesem Abschnitt ist gewaltig, wir sehen viele Kamelspuren, treffen auf wilde Pferde, Dingos und Schlangen. Ab Glen Helen zweigen wir zu einigen natürlichen Wasserlöchern für erfrischende Badepausen ab oder geniessen die unglaubliche Kulisse der MacDonnell Ranges. Auch hier ist es wieder so grün, dass wir zeitweise vergessen mitten im Outback zu sein.

radeln entlang der West MacDonnell Ranges

Auf den Tag genau 6 Monate nachdem wir in Las Vegas einrollten, erreichen wir am 10. April die zweite Wüstenstadt unserer Reise - Alice Springs.

Wir freuen uns sehr über die Annehmlichkeiten der wieder-erreichten Zivilisation. Im Supermarkt kommen uns aufgrund der grossen Auswahl fast die Tränen und nach wochenlangem Campen gönnen wir uns für eine Nacht ein Hotelzimmer. Die nette Receptionistin ist sogar so angetan von unserer Reiseform, dass sie uns spontan in die Spa-Suite upgradet!