Etwas nervös sind wir schon, als wir ohne Reservation in den Denali Nationalpark radeln. Glücklicherweise bekommen wir jedoch ohne Probleme Einlass und können an den gewünschten Orten nächtigen. Die erste Nacht verbringen wir beim Parkeingang. Hier weisen etliche Schilder auf die Anwesenheit der Bären hin. Gemäss Auflistung sollte man alles was irgendwie riecht (Essen, Kleider, Schuhe, Kocher, Necessaire, Wasserflaschen etc.) in einem bärensicheren Locker wegschliessen. Wir stopfen somit fast unser gesamtes Gepäck in den Container :-) Wir beschliessen zeitig in den Schlafsack zu huschen, um für das kommende Abenteuer ausgeruht zu sein. Da es hier in Alaska nie wirklich dunkel wird, haben wir das Zeitgefühl vollkommen verloren.
Am nächsten Morgen stärken wir uns nochmals mit einem deftigen Frühstück im Restaurant bevor wir definitiv in die Wildnis ziehen. Als Velofahrer ist man hier ein Exot, die anderen Touristen lassen sich alle von den Shuttle-Bussen durch den Park chauffieren. Als nach einigen Kilometern die Asphaltstrasse endet und die Schotterpiste beginnt, schalten wir einen Gang zurück. Somit haben wir aber auch die Möglichkeit die gewaltige Landschaft zu geniessen, welche sich vor uns ausbreitet. Die Tundra besticht durch ihre Einfachheit und die Sonne begleitet uns den ganzen Tag. Bären lassen sich nicht blicken, doch wilde Hasen und Erdhörnchen huschen hie und da über die Strasse und die Vögel zeigen uns den Weg.
Am Abend schlagen wir unser Zelt im Igloo Creek Campground auf, nur 7 Plätze sind hier zu finden und es gibt kein Trinkwasser. Unser Geschirr waschen wir nach einem ausgiebigen Znacht im Fluss. Da es im ganzen Park keine Möglichkeit gibt Essen/Trinken zu kaufen sind wir etwas besorgt, ob unsere Vorräte ausreichen um unseren grossen Hunger für die nächsten Tage zu decken ;-) Obwohl die Sonne auch abends um 9:00 Uhr noch scheint, legen wir uns mit vielen tollen Eindrücken schlafen.
Der zweite Tag hat es in sich - 5 Pässe und 90 km Schotterpiste gilt es zu bewältigen bevor wir unser Tagesziel erreichen. Nicht selten werden wir von vorbeifahrenden Touris fotografiert; wir rätseln ob der Bus-Chauffeur jeweils eine Durchsage macht: „And there you see another rare species - the cyclers!“ :-) An den WC-Stationen und Aussichtspunkten ziehen wir jeweils gerne weiter wenn die Menschen rudelweise aus den Bussen steigen. Wir merken wie schön es ist, dieses Naturwunder in aller Ruhe zu geniessen. Und wir werden mit Wildlife-Sighting belohnt: 2 Bären und 1 Moose können wir entlang unserer Route entdecken. Beim letzten steilen Anstieg ist bei Julie dann jedoch die Luft raus – Plattfuss! Roger flickt diesen dank Erfahrung jedoch fachmännisch...
Als wir nach über 7 Stunden im Sattel auf dem Wonder Lake Campground einfahren, freuen wir uns vor allem auf eine gute Portion Kohlenhydrate. Der Campingplatz ist wunderschön gelegen, dies finden scheinbar auch die vielen, vielen Mücken. So ist selbst beim Essen ein Mücken-Netz über dem Kopf ein Muss! Deswegen beschliessen wir auch den Spiele-Abend ins Zelt zu verlegen.
Am nächsten Tag gönnen wir uns velofrei. Als mittags Wolken aufziehen machen wir ein Nickerchen im Zelt und haben anschliessend bei einer kleinen Wanderung zu einem Aussichtspunkt für den Mount McKinley wieder strahlenden Sonnenschein. Der höchste Berg Nordamerikas zeigt sich nur selten in seiner vollen Grösse – meist ist die Spitze durch Wolken verdeckt. Heute liegen die Wolken etwas tiefer und wir sind beeindruckt - ein unglaublich mächtiger Berg.
Alle 7 Sachen zusammengepackt warten wir am nächsten Morgen bereits um 6:00 Uhr auf den Shuttle-Bus, welcher uns zum Parkeingang zurückbringt. Wir sind nicht unglücklich, an diesem völlig verregneten Morgen im trockenen Bus sitzen zu können. Wir sind auch etwas stolz, als wir sehen welche Strecke wir zurückgelegt haben – schliesslich tuckert sogar der Bus 5 Stunden zum Parkeingang. Dort angekommen stürmen wir als erstes nochmals die Burger-Bude – unsere Essenstasche ist nämlich vollkommen leer geputzt!
Um die Mittagszeit steigen wir in die Regenkleidung um nach Cantwell zu radeln. Es scheint, als ob wir eine lockere Tageseinheit vor uns haben (auch das Wetter schlägt um und die Regenkleidung kann nach einigen Meilen wieder verstaut werden) - wäre da nicht der Wind... Vor einigen Tagen hat er uns getragen – heute bläst er in voller Stärke in die falsche Richtung. Flächen werden zur Tortur und selbst bergab muss man in die Pedale treten. So ist die Freude um so grösser als wir schliesslich in Cantwell eintreffen und der kleine Tankstellenkiosk wird geplündert.
Wir gönnen uns bei aufziehendem Regen eine Lodge und freuen uns wie kleine Kinder über eine warme Dusche und die vielen errungenen Süssigkeiten auf unserem spartanischen Zimmer! Morgen geht es auf den Denali Highway, wieder 138 Meilen holprige Schotterpiste und wildes Alaska. Wir freuen uns auf diesen Abschnitt – und werden diesmal unsere Essenstasche randvoll füllen ;-)